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Tag Archives: Südafrika

Beschneidungssaison! – Vol. 9

27.06.2010:

Deutschland besiegt England 4:1.

Der südafrikanische “Cityexpress” meldet, dass bereits vor einigen Tagen die Cousins Xolile Mdingwa-Ngobe (26) und Wezile Ngobe (27) innerhalb von 24 Stunden an Infektionen gestorben sind. 10 weitere junge Männer, die in derselben Hütte beschnitten wurden, wurden ebenfalls ins Krankenhaus eingeliefert.

02.07.2010:

Holland wirft Brasilien aus dem Turnier.

Inzwischen sind in Eastern Cape 49 Beschneidungstote erfasst, über 100 Opfer von verpfuschten Beschneidungen liegen in Krankenhäusern, davon befinden sich 20 in Intensivpflege.

Die traditionellen Stammesführer erklären, dass sie dennoch an dem uralten Ritual festhalten und mit der Regierung daran arbeiten wollen, die Gefahren abzustellen.

5.7.2010:

Am Tag vor dem ersten Halbfinale steigert sich die Fußballwelt allmählich in Hochspannung hinein. Einige Favoriten sind bereits ausgeschieden, einige vermeintliche Außenseiter weiter dabei  – welche Überraschungen mögen die nächsten beiden Tage bereithalten?

In der Welt der traditionellen Xhosa-Beschneidung ist derweil nicht nur die Zahl der Toten erschreckend, sondern auch die Art und Weise, wie mit den Todesfällen umgegangen wird:

Die Mutter eines am 3.7. Verstorbenen wendet sich an die Presse, weil sie nicht über den Tod ihres Sohnes informiert wurde. Ein Kulturexperte dazu: “Die Familie muss die Situation so akzeptieren, denn das ist eben, was passiert. Traditionell wird jemand, der in der Beschneidungsschule gestorben ist, dort begraben und die Familie wird nicht einmal informiert und daran kann keiner etwas ändern.”

Wenn die Todesfälle an die lokalen Behörden weitergemeldet werden, behandeln diese sie wie natürliche Tode und geben Sterbezertifikate heraus, statt sie an die Polizei zur weiteren Untersuchung zu melden.

Klingt nach einer langen Tradition des Verdunklens und Vertuschens der wahren Tragödien auf allen Ebenen…

Beschneidungssaison! – Vol. 8

24.06.2010:

Deutschland am Tag nach dem Schicksalsspiel – die Mannschaft hat sich ins Achtelfinale gerettet. Im Lauf des Tages wird Italien sensationell aus dem Turnier ausscheiden.

In der Region Eastern Cape geht inzwischen der Alptraum weiter. Die Anzahl Todesopfer der aktuellen Beschneidungssaison beträgt inzwischen

32 33

Im östlichen Pondoland wurden 66 Jungen in Krankenhäusern behandelt, im westlichen Pondolanden wurden über 100 Jungen aus illegalen Beschneidungsschulen gerettet, denen der Verlust der Genitalien oder der Tod drohte.

In einem Krankenhaus in Libode fiel einem Jugendlichen beim Urinieren der von Wundbrand zerfressene Penis ab.

In einem Krankenhaus in Mthatha wurden seit dem Wochenende über ein Dutzend teilweise Penisamputationen durchgeführt.

In Lusikisiki wurden in dieser Woche bereits zwei vollständige Amputationen durchgeführt.

Beschneidungssaison! – Vol. 7

Die Welt schaut derzeit nach Südafrika und verfolgt von permanentem Vuvuzela-Dröhnen untermalte Dramen um einen Ball und (in der Regel) 22 Männer auf grünem Rasen.

Gleichzeitig hat in Südafrika die neue Beschneidungssaison begonnen und – unbeachtet selbst von jenen Medien, die zum Beleg ihrer Seriosität neben der sportlichen Berichterstattung auch von der harten südafrikanischen Realität berichten – spielen sich im Land noch ganz andere Dramen ab:

23.05.2010:

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft befindet sich im Trainingslager in Südtirol.

In Südafrika wurden bisher 25 Jungen zwischen 12-15 Jahren aus illegalen Beschneidungsschulen gerettet und ins Krankenhaus eingeliefert.

04.06.2010:

Die deutsche Nationalmannschaft hat das letzte Testspiel gegen Bosnien-Herzegowina gewonnen und wird in wenigen Tagen nach Südafrika fliegen.

Dort wurden in den vergangenen zwei Tagen 11 Jungen ins Krankenhaus eingeliefert.

09.06.2010:

Die deutsche Nationalmannschaft wurde zum “Trikot-Weltmeister” erklärt.

In Südafrika werden 3 Jungen mit infizierten Wunden am Penis ins Krankenhaus eingeliefert.

12.06.2010:

England und die USA trennen sich 1:1.

In Pondoland wird ein 15jähriger verhaftet und angeklagt: Er hat die Schule nach der 2. Klasse verlassen und ab dem Alter von 10 Jahren mindestens 35 Jungen seines Alters ohne jegliches medizinisches Training gegen Geld beschnitten, um seine Familie zu ernähren.

“Ich habe es getan, weil ich weiß, dass ich es kann. Ich habe es in der Schule in der ersten Klasse an anderen Jungen geübt. Es ist leicht. Als einer meiner Freunde 2005 mich gebeten hat, es zu tun, habe ich es gemacht.” Es habe keine Todesfälle durch seine Operationen gegeben, seine Instrumente wasche er mit Wasser. Allerdings haben seine OPs schon zu 9 Amputationen geführt. Er selbst wurde 2008 initiiert.

14.06.2010:

Italien gelingt gegen Paraguay nur ein 1:1.

In den vergangenen 9 Tagen gab es insgesamt 7 Tote, 24 Jungen liegen im Krankenhaus.

16.06.2010:

Die Schweiz schlägt sensationell Spanien mit 1:0.

Es gibt einen weiteren Toten in Eastern Cape. 32 Jungen zwischen 10-16 Jahren wurden in ein Krankenhaus eingeliefert, das damit voll belegt ist und keine weiteren Patienten mehr aufnehmen kann. Krankenpfleger seien traumatisiert von den Toden und Genitalamputationen, derer sie Zeuge wurden.

17.06.2010:

Mexiko besiegt Frankreich 2:0.

In Transkei wurden 35 Jungen von 10-17 Jahren aus illegalen Beschneidungsschulen gerettet und ins Krankenhaus gebracht, 29 von ihnen befinden sich in kritischem Zustand. In Pondoland ist ein 17jähriger gestorben; insgesamt gibt es damit bisher 9 Tote.

18.06.2010, 12:14:

In Deutschland steigt die Spannung vor dem Spiel gegen Serbien um 13:30.

Nachdem die Anzahl an Todesfällen im Jahr 2009 91 betrug, wurden in diesem Jahr bisher 20 Tote gezählt.

60 Jungen wurden aus Beschneidungsschulen gerettet und mit infizierten Wunden und Dehydrierung in Krankenhäuser eingeliefert. Vieren von ihnen müssen die Genitalien aufgrund der Infektionen vollständig amputiert werden, um ihr Leben zu retten.

18.06.2010, 18:27:

Deutschland hat gegen Serbien 0:1 verloren.

In Südafrika ist die Zahl der Toten auf 22 gestiegen – zwei komplette Fußballmannschaften…

Beschneidungssaison! – Vol. 6

Bei uns ist diese besondere Zeit des Jahres.

Wir rücken in der Familie enger zusammen, unsere Lieben sind uns noch ein bisschen wertvoller als sonst, wir beschenken einander, wir freuen uns über die leuchtenden Augen der Kinder.

Und wir haben gespendet, damit auch andere, die sich nicht auf der Sonnenseite des Lebens befinden, am Geist dieser besonderen Zeit teilhaben können – vielleicht an “Ein Herz für Kinder” oder UNICEF.

In Südafrika ist auch eine besondere Zeit des Jahres – die sommerliche Beschneidungssaison.

Seit Anfang Dezember sind in der Provinz Eastern Cape 23 Jungen und junge Männer nach ihrer rituellen Beschneidung gestorben.

Zusammen mit den 53 Toten der Wintersaison und einem weiteren Todesfall “außer der Reihe” im September summiert sich die Gesamtzahl seit Juni 2009 auf

77 Tote.

Außerdem wurden in den letzten Wochen zahlreiche Jungen in Krankenhäuser eingewiesen, teilweise mit gangrenösen Penissen. Es mussten bereits mindestens 16 Genitalamputationen vorgenommen werden.

Ein weiterer, besonders erschreckender Fall ereignete sich ebenfalls bereits im September: Zwei Dreizehnjährige “beschnitten” sich gegenseitig und trennten einander dabei die Eichel ab.

Und was haben “Ein Herz für Kinder”, UNICEF und all die anderen gutmenschigen Organisationen und Spendenmarathon-Fernsehübertragungen dazu zu sagen?

Nichts.

Na dann, fröhliche Weihnachten!

Beschneidungssaison! – Vol. 5

Die winterliche Beschneidungssaison in Eastern Cape endete mit den letztgenannten 53 Toten.

Zwei weitere Todesfälle von Teenagern nach Beschneidung wurden aus Malawi bekannt. Beschneidung ist in Malawi eigentlich nicht üblich – die Nyasa Times erläutert, dass es ein “neues Phänomen in Folge von Berichten, dass es das Risiko reduziert, sich beim Geschlechtsverkehr mit HIV anzustecken” ist. Die ersten (dokumentierten) Todesfälle in direkter Folge von “Beschneidung gegen AIDS” also. Herzlichen Glückwunsch!

In einem abschließenden Bericht aus Eastern Cape heißt es, dass Regierungsbeamte vom Anblick der verrottenden und abfallenden Genitalien der Jugendlichen in den Krankenhäusern “traumatisiert” wurden (wie traumatisiert sind wohl erst die Jugendlichen, die diesen Schrecken am eigenen Körper erleben müssen?). Mit einer Fotokampagne soll jetzt für die Risiken sensibilisiert werden.

Was bei Beschneidungen herauskommen kann, war bisher aber keineswegs unbekannt. Ein Bericht von PSI, AIDSMark und USAID aus dem Jahr 2006 schildert Komplikationen in Kenia.

Empfehlenswert für alle “Ahnungslosen” ist insbesondere ein Blick auf Seite 12 des PDF. Schockierend auch die Seite 11 angesichts der Tatsache, dass es sich hier um eine medizinische Beschneidung handelte.

Die Forscher fassen zusammen, dass bei der direkten Beobachtung von insgesamt 24 Beschneidungen “nur eine von zwölf medizinischen und zwei von zwölf traditionellen Prozeduren ohne nachteilige Auswirkungen verliefen”. Das entspricht Komplikationsraten von 92 % (medizinisch) bzw. 83 % (traditionell)!

Ein südafrikanischer Regierungsbeamter hofft indes, “dass es in der diesjährigen Sommersaison keine traumatischen Erlebnisse mehr gibt”.

Ich fürchte, das wird ein frommer Wunschtraum bleiben…

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