“Kognitive Dissonanz” heißt übersetzt “Missklang im Erkennen”. Das Phänomen tritt typischerweise auf, wenn neue Erkenntnisse oder Informationen der eigenen Meinung widersprechen. Unpassende und unangenehme Informationen werden dann missachtet und passende umso mehr geschätzt und hervorgehoben, um den inneren Konflikt zu beseitigen und die eigene Meinung nicht ändern zu müssen.
Es ist nicht überraschend, dass kognitive Dissonanzen häufig im Zusammenhang mit Beschneidung auftreten, einem hochgradig emotional beladenen Thema, bei dem starke Meinungen vetreten werden. NHS Borders, eine regionale Vertretung des britischen Nationalen Gesundheitsservice, hat ein eindrucksvolles Beispiel dafür abgeliefert. Im Informationstext über Beschneidung auf ihrer Webseite heißt es:
Komplikationen durch Beschneidung
Glücklicherweise sind Beschneidungskomplikationen relativ selten. Allerdings ist eine hohe Dunkelziffer bei religiösen und kulturellen Beschneidungen zu vermuten. Aus diesem Grund sind Zahlen zur Häufigkeit von Beschneidungskomplikationen vermutlich nicht zuverlässig. Mögliche Komplikationen sind unter anderem:
* Verringerung der Empfindungsfähigkeit des Penis (fast universell)
* Blutungen
* Verletzung der Harnröhre
* Amputation der Eichel (selten)
* Blutvergiftung (selten)
Beschneidungskomplikationen als “relativ selten” einzustufen, wenn die Zahlen chronisch unzuverlässig und unvollständig sind und schon eine der fünf beispielhaft aufgelisteten Komplikationen “fast universell” also “nahezu immer” auftritt, das kann nicht das Ergebnis eines objektiven, logischen Denkprozesses sein. Man will offenbar unbedingt die Aussage treffen, dass Beschneidung harm- und risikolos ist, was auch immer die faktischen Informationen belegen.
“Nichts wird so fest geglaubt wie die Dinge, die wir am wenigsten wissen.”
(Michael de Montaigne)
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