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Tag Archives: Afrika

Beschneidungssaison! – Vol. 4

Seit dem letzten Blogeintrag zum Thema ist die Zahl der Toten in der südafrikanischen Provinz Eastern Cape langsamer, aber weiter stetig gestiegen und beträgt inzwischen

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Die Zahl der Krankenhauseinweisungen ist schwer zu überblicken, geht vermutlich in die Hunderte.

Die katastrophale Situation ist geprägt von hochgradiger Unvernunft und Klammern an Traditionen:

Seit 2001 müsse, wer in Südafrika Beschneidungen durchführt, eine medizinische Lizenz vorweisen können, doch die traditionellen Führer der Gemeinschaften weigerten sich, dieses Gesetz anzuerkennen. Trotz Aufklärungskampagnen über die Gefahren der illegalen Beschneidungsschulen schickten Eltern weiterhin ihre Kinder dort hin. Auch die ermahnenden Aufrufe, die Jungen vor der Initiation einem Arzt vorzustellen, damit dieser feststellt, ob sie aufgrund von Vorerkrankungen nicht fit genug für eine Beschneidung sind, würden nicht befolgt.

Um dem Gesetz zu entgehen, würden die Jungen immer höher in die Berge und tiefer in die Wälder gebracht. Dadurch komme es zu mehr Todesfällen, da sie nicht rechtzeitig gefunden und in Krankenhäuser gebracht werden könnten. Um die illegalen Beschneider vor Verhaftungen zu schützen, verstecke die Bevölkerung zudem verletzte, erkrankte Opfer, bis es zu spät sei, um sie zu retten.

Von einigen Jungen, die nach dem Ferienende nicht wieder in die Schule gekommen waren, wurde bekannt, dass sie krank daheim lagen und ihre Eltern ihnen nicht erlaubten, ins Krankenhaus zu gehen. Andere Eltern bestünden sogar darauf, dass ihre Söhne trotz Erkrankungen im Busch bleiben, um das Initiationsritual ordnungsgemäß zu beenden. Ein Junge wurde im Krankenhaus soweit gesund gepflegt, dass er nach Hause entlassen werden konnte – doch seine Eltern schickten ihn prompt zurück in den Busch. Nun liegt er wieder im Krankenhaus und ist in kritischem Zustand.

Trotz der widrigen Umstände ist die für Eastern Cape zuständige Gesundheitsbehörde überzeugt, einen noch verheerenderen Ausgang der Saison verhindert zu haben. Ohne ihren Einsatz wäre die Todesrate doppelt so hoch, schätzt ihr Sprecher. Mehr als 200 Jungen seien bereits bis Mitte Juli gerettet worden. Für die Zukunft sind weitere Aufklärungskampagnen geplant und das “Beschneidungsteam” der Gesundheitsbehörde soll verstärkt werden.

(Update der Todesopferzahl am 07.08.2009.)

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    Tödlicher Geldmangel und fatale Geldverschwendung

    Programme zur Verteilung von antiretroviralen Medikamenten in Afrika werden aus Geldmangel zusammengestrichen, während nach wie vor Geld in die sich als immer sinnloser und gefährlicher erweisende Strategie “Beschneidung gegen AIDS” gepumpt wird. Es ist höchste Zeit, umzudenken und umzuschwenken! Das Wohl und Wehe Afrikas hängt davon ab. Aber ob die Entscheidungsträger und Geldgeber bereit sein werden, ihren Fehler zuzugeben bzw. von dem offenbar liebgewonnenen Steckenpferd Beschneidung abzulassen?

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    Ein intaktes Kind für Madonna

    Die linksliberale Presse bejubelte die Entscheidung des Höchsten Gerichtshofes von Malawi, Popstar Madonna die Adoption der dreijährigen Chifundo “Mercy” James zu erlauben, als Sieg des Kindeswohls über “bürokratische Bedenkenträger und kleinliche Prominenteneifersucht”.

    Sicherlich lebt es sich in einem extrem wohlhabenden westlichen Haushalt besser als in einem malawischen Waisenhaus. Aber die Frage, inwieweit das kleine Mädchen bei einem sprunghaften, viel reisenden und von Paparazzi verfolgten Superstar tatsächlich die erwünschte Liebe und Nestwärme einer Familie erleben wird, wird nicht gestellt.

    Aber immerhin droht Chifundo im Gegensatz zu ihrem ebenfalls aus Malawi stammenden Adoptivbruder David in Madonnas Obhut keine Genitalverstümmelung. Dieser Gefahr wäre allerdings keines der Kinder in ihrem Ursprungslandland ausgesetzt gewesen, denn Malawi ist eines der wenigen afrikanischen Länder, das traditionell seine Mädchen nicht, und seine Jungen nur zu einem geringen Prozentsatz verstümmelt (und Davids leiblicher Vater hat sich gegen Beschneidung ausgesprochen).

    Allerdings ist genau aus diesem Grund Malawi eines der Hauptziele der wahnwitzigen Kampagne “(Jungen)Beschneidung gegen HIV”. Und das, ob wohl dort beschnittene Männer häufiger mit HIV infiziert (13,2 %) sind als nicht beschnittene (9,5 %)…

    Hoffen wir für alle in Malawi verbleibenden Jungen, dass die Vernunft siegt und man bei den alten, humanen Traditionen bleibt – und für Chifundo, dass Madonna nach der jüdischen Kabbalah nicht irgendwann dem archaischen Zauber ostafrikanischer Bräuche verfällt…

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      Es ist mal wieder Beschneidungssaison!

      Und Südafrika beklagt seine ersten Toten in diesem Jahr – acht Teenager aus der Provinz Mpumalanga starben vermutlich an exzessivem Blutverlust nach dem traditionellen Beschneidungsritual.

      Wie lange soll das noch weitergehen?

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        Ausreiseverbot für 10jähriges Mädchen: Sie könnte ja beschnitten werden

        Das Amtsgericht Bad Säckingen hat einer äthiopischen Familie untersagt, mit ihrer 10jährigen Tochter Urlaub in ihrem Heimatland zu machen.

        Dies klingt soweit löblich, wenn denn an dem Verdacht, das Mädchen werde am Urlaubsort beschnitten, etwas dran wäre. Tatsächlich sind die Eltern des Mädchens aber Christen und lehnen Beschneidung grundsätzlich ab.

        Ausschlag gegen für dieses Verbot hat ein Antrag der Hamburger “Task Force für effektive Prävention von Genitalverstümmelung”, die nach einem anonymen Hinweis tätig geworden ist. Diese Task Force fordert eine generelle Unterbindung von Ausreisen von Mädchen in “Hochrisikoländer”.

        Nach Ansicht des Jugendamtes besteht weder ein begründeter Verdacht noch eine konkrete Besorgnis. Das Jugendamt will aber nicht ausschließen, dass an dem Mädchen in Äthiopien gegen seinen Willen und gegen den Willen der Eltern eine Beschneidung vorgenommen werde.

        Da die Eltern verständlicherweise regelmäßigen gynäkologischen Untersuchungen der 10jährigen nicht zustimmen wollten, hat das Amtsgericht nunmehr die elterliche Sorge teilweise entzogen und für “Reisen in das Ausland” eine Pflegschaft durch das Jugendamt angeordnet.

        Die Eltern haben durch ihren Rechtsanwalt hiergegen Rechtsmittel eingelegt.

        Und wenn es ein Junge gewesen wäre?

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