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Beschneidungsweltrekord?

Die philippinische Stadt Marikina versuchte am 7. Mai 2011, einen Beschneidungsweltrekord aufzustellen. Auf einem “Beschneidungsfest” wurde das traditionelle Männlichkeitsritual als kostenlose und “sichere” OP angeboten.

Am Nachmittag waren bereits 1.500 Jungen im Alter von 9 Jahren und älter beschnitten worden und es warteten immer noch viele darauf, an die Reihe zu kommen.

Der Bürgermeister Jose Fabian Cadiz war daher zuversichtlich, dass sie es nach der Herstellung des größten Paars Schuhe im Jahr 2002 zum zweiten Mal ins Guinnessbuch der Rekorde schaffen würden: “Wir haben alles aufgezeichnet, um ihnen die Daten zu schicken und hoffentlich anerkannt zu werden.”

Dies sind die beeindruckenden Bilder (Link) der jungen Menschen, denen Schmerz, Blut, OP-Risiken, Verlust der körperlichen Unversehrtheit und lebenslang reduzierte Sexualität kein zu hoher Preis für einen Eintrag im Guinnessbuch sind.

Herr Cadiz hat seine Rechnung allerdings ohne das Bewertungsteam von Guinness World Records gemacht. Auf der offiziellen Webseite wird erklärt:

“Wir wurden darauf aufmerksam gemacht, dass eine Beschneidungsveranstaltung auf den Philippinen am vergangenen Samstag angeblich von Guinness World Records anerkannt wurde.

Guinness World Records möchte klarstellen, dass es unter keinen Umständen diese Art von ‘Rekordversuch’ beobachtet, billigt oder zur Kenntnis nimmt. Die Organisatoren haben keine Zustimmung von Guinness World Records, unsere Marke in Verbindung mit dieser Veranstaltung zu verwenden, und jede Behauptung, dass die Veranstalltung offiziell anerkannt wird, wird abgelehnt werden.”

Verdammt noch mal!

Yesss!

Endlich beweist jemand Eier gegen diesen Irrsinn, ob er nun unter dem Mäntelchen von Religion, Tradition oder Gesundheitsprophylaxe vor sich geht!

Für Freiheitsrechte oder doch nur gegen “Spaßbremsen”?

Es ist was los im Lande Hessen. Die Gemüter entzünden sich an der Fragestellung, ob man am Osterwochenende, speziell am Karfreitag, tanzen darf.

Auf der einen Seite steht der Frankfurter Ordnungsdezernent Volker Stein – pikanterweise von der “Freiheitspartei” FDP – der das Verbot von Tanzveranstaltungen am Osterwochenende strikt durchsetzen will. Auf der anderen Seite versammelt sich eine Allianz von Entrüsteten über diese antiquierte Freiheitseinschränkung durch den Glauben einer gesellschaftlichen Minderheit. Eine entsprechende Online-Petition – initiiert von dem DJ Marcus “Marc Keen” Bender und unterstützt u.a. von der Frankfurter Rundschau und dem Hessischen Rundfunk – hat innerhalb weniger Tage mehrere tausend Unterschriften erhalten.

Tausende Menschen für eine progressive, säkulare Gesellschaft!

Tausende Aktivisten für negative Religionsfreiheit!

Das sollten doch tausende Gegner von religiöser Zwangbeschneidung sein!

Denn immerhin geht es dabei um ein wesentlich ernsthafteres Problem mit erheblich einschneidenderen Auswirkungen auf die persönliche Freiheit als durch das “Tanzverbot”:

  • Verletzung des universellen Menschenrechts auf körperliche Unversehrtheit
  • Schmerzen, Trauma und Risiken bis hin zum Tod
  • sexuelle Verstümmelung und Lusteinschränkung für das ganze Leben
  • an Minderjährigen, die nicht gefragt werden bzw. sich nicht wehren können

Das müsste doch Grund genug sein, um sich mindestens so aufzuregen wie über ein paar religiös erzwungene Abende mit “Langeweile” bzw. notgedrungener Alternativbeschäftigung im Jahr.

Natürlich glaube ich nicht daran, dass mehr als eine Handvoll der neuberufenen “Freiheitsrechtaktivisten” sich nach dem Tanzverbot auch gegen Jungenbeschneidung einsetzen würde. Säkularität und negative Religionsfreiheit schert die meisten der Petitenden doch einen feuchten Kehrricht, solange nicht ihre eigenen Belange betroffen sind.

Hier geht es nur darum, egoistisch ihre eigene freie Persönlichkeitsentfaltung – treffender wäre wohl “Spaßanspruch” – durchzusetzen, und seitens der Veranstalter natürlich um das eigene finanzielle Interesse.

Will mir jemand das Gegenteil beweisen?

Die Vorhaut bleibt eng – weil die Wehrpflicht weg ist …

Die Deutsche Gesellschaft für Mann und Gesundheit e.V. (DGMG) trauert der Wehrpflicht nach. Nicht etwa, weil der Dienst in der Bundeswehr für die Gesellschaft wichtig wäre. Nein, wirklich falsch gedacht.

Die Ärztegesellschaft sorgt sich um die Männer im wehrpflichtigen Alter, denen jetzt ganz plötzlich etwas ganz wichtiges im Leben fehlt, nämlich die Musterung als eine Art Vorsorgeuntersuchung.

Machen wir uns nichts vor, wer in den letzten Jahren eine Musterung in einem Kreiswehrersatzamt erlebt hat, der kann dieser Erkenntnis nichts positives abgewinnen.

Sinn und Zweck der Musterung nach dem Wehrpflichtgesetz ist allein die Feststellung von Wehrdienstfähigkeit und militärischer Verwendungsfähigkeit. Das Ergebnis der Untersuchung wird dem Wehrpflichtigen in aller Regel nur in schematisierter Form bekanntgegeben, einzelne Diagnosen wurden im Regelfall nur auf schriftliche Nachfrage, in vielen Fällen erst – wenn überhaupt – nach Androhung rechtlicher Schritte bekanntgegeben. Bei meiner Musterung und den von mir beantragten Überprüfungsuntersuchungen wurde jedenfalls nie seitens des Musterungsarztes Diagnosen erklärt und ich weiß aus diversen Gesprächen, dass es einer Vielzahl von Wehrpflichtigen nicht anders ging.

Auch wenn die DGMG eines ihrer Mitglieder, den Musterungsarzt Dr. Thomas Münch dahignehend zitiert, wonach er Phimose und Co. recht häufig diagnostiziert habe, darf dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch die Bundeswehr die Phimose als Zustand ohne Krankheitswert einstuift, sie also keinerlei Einfluss auf das Musterungsergebnis hat. Wenn Dr. Münch adnn noch behauptet, er hätte wegen diverser Diagnosen eine Vielzahl von Wehrpflichtigen an Fachärzte überwiesen, so darf nicht übersehen werden, dass er diese Überweisung ausschließlich zum zwecke der Begutachtung nach dem Wehrpflichtgesetz durchführen kann und darf, also ausschließlich mit der Fragestellung inwieweit eine Diagnose bestätigt wird und inwieweit der Wehrpflichtige dadurch in der militärischen Verwendbarkeit eingeschränkt ist (Belastbarkeitsüberprüfung). Die Antwort auf diese Fragestellung erhält dann lediglich das Kreiswehrersatzamt und nicht der Wehrpflichtige. Auch wird die DGMG nicht ernsthaft behaupten können, dass Kreiswehrersatzämter junge Männer wegen einer Vorhautverengung zum Facharzt überwiesen haben. Dies wäre mangels Notwendigkeit nach den einschlägigen wehrrechtlichen Vorschriften schon schlichtweg rechtswidrig gewesen und hätte im Ergebnis nur dazu geführt, dass der Facharzt dem Kreiswehrersatzamt diese Diagnose bestätigt oder eben nicht.

Ernsthaft zu behaupten, durch die Aussetzung der Wehrpflicht ginge volljährigen Männern eine Vorsorgeuntersuchung verloren, ist schlichtweg absurd. Die Realität bei den Musterungen sah leider ganz anders aus, als sich die PR-Abteilung der DGMG das vorstellt. Aber der DGMG geht es ja eigentlich auch nicht um die Musterung sondern um Werbung für die von ihr erfundene Vorsorgeuntersuchung “U25″, die selbstredend privat zu bezahlen ist.

Dem Grunde nach mag die U25 auf rein freiwilliger Basis ja eine gute Idee sein, aber solche Werbemethoden und hinkende Vergleiche mit Zwangsuntersuchungen nach dem Wehrpflichtgesetz sind schlichtweg geschmacklos.

Katholischer Sohn, beschnitten

Hüseyin Ekici ist dem Hörensagen nach der neue Star der Lindenstraße, als “böser Türkenbube“ Orkan Kurtoglu mit dem Markenzeichen-Spruch “Nur Spaaaß“. Er ist der Cousin von Murat, der uns bei Phimose-Info Deutschland Ende 2006 beschäftigt hatte.

Damals wurde nämlich in der Folge “Bruder Jakob” Paul, der kleine Sohn von Murats Freundin Lisa, nachdem er zunächst weggelaufen war, am Ende doch noch im heimischen Wohnzimmer von einem türkischen Beschneider mit einem Elektrokauter beschnitten. (Inzwischen hat Murat offenbar ein eigenes Kind. Ich hoffe, dass es ein Mädchen ist…)

Hüseyin Ekici gibt sich im Interview als geläuterter Halbstarker, ehemals verurteilt, heute ehrgeizig, an seiner Mutter hängend, selbstverständlich integrierter Berliner und kompromissbereit.

Sogar eine deutsche, christliche Freundin kann er sich vorstellen, allerdings unter einer bestimmten Bedingung: Er würde akzeptieren, dass sein Sohn katholisch wird, wenn er trotzdem beschnitten wird.

Was würde er wohl sagen, wenn seine hypothetische Freundin ihm alternativ einen anderen Kompromiss anböte: Dass der Sohn gerne muslimisch sein kann, doch frühestens beschnitten wird, wenn er 18 ist und es selbst möchte?

Vermutlich: “Kommt nicht in Frage!”

Denn es ist ganz typisch: Auch wenn ihnen das ganze andere Religions- und Kulturzeugs nicht so wichtig, vielleicht sogar völlig egal ist, einen Sohn mit vollständigem Penis können die wenigsten Männer aus beschneidenden Kulturen ertragen.

Man muss ein mutiger Mann sein, um einzugestehen,
dass die eigene Sexualität nicht so ist
wie sie sein könnte.

Man muss ein starker Mann sein,
um seinem Sohn zu gewähren,
was einem selbst genommen wurde.

Durch Beschneidung gemachte “echte, harte Männer”, die auch dafür mutig und stark genug sind, vor!

Zwei Halbwahrheiten sind nicht die ganze Wahrheit

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte hat eine Pressemitteilung herausgegeben.

Diese Pressemitteilung enthält viel Wahres, aber auch eine ganze Menge Unsinn. “Vorhautverengungen müssen unbedingt korrigiert werden”, heißt es da zum Beispiel. Darüber kann man streiten, denn meistens verschwinden solche Vorhautverengungen im Laufe der Entwicklung von Jungen ganz von selbst. Gemeint sind wohl überwiegend die seltenen Fälle, die aufgrund von Verletzungen oder krankhaften Hautveränderungen entstehen. Davon jedoch ist in dem Artikel nichts zu finden.

“Phimose-Operation findet in der Regel zwischen dem vierten und sechsten Lebensjahr statt”, schreibt der Verband. Das ist leider richtig, nur aus rein psychologischer Sicht so ziemlich der ungünstigste Zeitpunkt, den man sich vorstellen kann. Wenn es keinerlei Komplikationen gibt, ist dieser Zeitpunkt jedenfalls auch viel zu früh.

Und da haben wir ihn, den Teufelskreis. Ein zumeist nicht behandlungsbedürftiger Zustand wird als gefährlich dargestellt und es wird ein viel zu früher Behandlungszeitpunkt benannt, ohne zu erwähnen, dass dieser Zeitpunkt äußerst umstritten ist.

Zu einem ganz anderen Ergebnis kommt die Zeitschrift Baby und Familie:

“Eine Operation ist nur nötig, wenn Jungs durch die Vorhautverengung Probleme beim Wasserlassen oder bei der Erektion haben. Ärzte beheben die Engstelle meist durch eine OP, bei der die Vorhaut erhalten bleiben kann.”

Das hört sich zwar schon viel besser an, nur leider entfernen die meisten Ärzte bei solchen Operationen dennoch die Vorhaut teilweise oder vollständig, und das obwohl dies meist nicht notwendig ist. Und was “Probleme beim Wasserlassen” sind, wird leider auch nicht weiter ausgeführt.

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