Die Frankfurter Rundschau berichtete am 23.01.2009 über neue, geldbringende Taktiken von Krankenkassen und Ärzten, die als Reaktion auf die Gesundheitsreformen entstanden sind:
“Kassenvertreter versuchen, Ärzte zu ködern, um Diagnosen zu korrigieren. Das kann Ärzte zu Fehldiagnosen verleiten”, wird der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Köhler zitiert. Krankenkassen zahlten im Durchschnitt zehn Euro für Diagnosen, die ihnen Geld bringen.
Hintergrund sei der neue Finanzausgleich, nach dem die Versicherer für Patienten mit bestimmten Krankheiten einen Zuschlag aus dem Gesundheitsfonds erhalten – der sogenannte morbiditätsorientierte Risikostrukturausgleich (Morbi-RSA). Von manchen Diagnosen profitierten daher die Kassen besonders. So sei es laut KBV lohnend, einen Neurotiker zu einem Depressiven zu erklären.
Doch auch von Ärzten gebe zwielichtige Angebote. Der Chef des bayerischen Hausärzteverbandes, Wolfgang Hoppenthaller, habe die Mitglieder in einem Brief um ein für die Kasse lohnendes “Codieren” gebeten. Hausärzten, die mit der AOK einen Behandlungsvertrag abgeschlossen haben, bringe jeder RSA-Patient mehr Honorar. Als Gegenleistung habe Hoppenthaller die Ärzte aufgefordert, die Codierung ihrer AOK-RSA-Patienten zu überprüfen und entsprechend anzupassen.
Die AOK in Niedersachsen sei von sich aus an Ärzte herangetreten, wenn sie an der korrekten Einstufung von Patienten zweifelte. Für die Überprüfung sollen die Mediziner dann zehn Euro erhalten haben.
Die Betriebskrankenkassen hätten beklagt, es gebe für zu viele Krankheitsbilder einen Zuschlag. Die Zahl müsse reduziert werden, damit das System weniger manipulationsanfällig sei.
Angesichts solcher Praktiken muss es nicht verwundern, wenn mit der Diagnose und Behandlung von Phimose schon seit langem Schindluder getrieben wird, solange für eine oder sogar beide Seiten dabei etwas herausspringt…