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Monthly Archives: September 2010

Die Mütter und die Vorhaut

Was die “Gängigkeit” der Vorhaut angeht, so sind Mütter mitunter recht eigen. Es kann nicht schnell genug gehen. Anna ist so eine Mutter, sie will wissen, wann es soweit ist, offenbar kann sie es nicht erwarten:

Und dann wollte ich noch fragen, wann denn ca die Vorhaut zurückgeht bzw, sich öffnet?

Ihr Sohn Tim ist jetzt 2.

Nicht 2 Jahre, sondern ein 2 Monate alter Säugling.

Neologismus – oder was ist ein Zirkumzisist

Ich hab mal wieder ein neues Wort gefunden:

Zirkumzisist

Nur am Rande sei erwähnt, dass das Stammwort Zirkumzision aus dem Lateinischen stammt, der Suffix -ist dagegen aus dem Griechischen. Ändert aber nichts daran, dass dieser Blödsinn auf manchen Internetseiten fragwürdiger Qualität durchaus zum guten Ton gehört.

Die Wissenschaft hat festgestellt…

… dass Zucker doch kein wirksames Schmerzmittel bei Säuglingen ist!

Oh, wow, was für eine bahnbrechende Erkenntnis! Jedes mit gesundem Menschenverstand und Einfühlungsvermögen für Babys ausgestattete Wesen fragt sich, wie man überhaupt auf diese nun sensationellerweise widerlegte Idee kommen konnte

Aber die Gehirne von Medizinern scheinen anders zu funktionieren, und so ist die Sache mit dem Zucker nicht der tragischste Irrtum in Bezug auf Schmerzempfinden und Schmerzausschaltung bei Säuglingen.

Der tragischste Irrtum ist vielmehr, dass Neugeborene und insbesondere Frühchen überhaupt keinen Schmerz fühlen können. Was dazu geführt hat, dass man bis weit in die 1980er Jahre chirurgische Eingriffe bis hin zu Herzoperationen an Säuglingen ohne Narkose, nur mit muskellähmenden Medikamenten, durchgeführt hat. Die Schmerzen und das Trauma, die die Winzlinge durchleiden mussten, sprengen jedes Vorstellungsvermögen…

Dieser Irrtum ist zum Glück seit einer Weile ausgeräumt, wobei sich allerdings die Säuglingsbeschneider dieser Welt seither mit einer Variante beholfen haben: Babys spüren lediglich “da unten” noch nichts, denn das brauchen sie ja erst später im Leben (vielsagendes Grinsen). Aber eigentlich auch dann nicht wirklich, deswegen kann man das ja auch ganz unbesorgt abschneiden.

Und nun also die Sache mit dem Zucker.

Diverse Studien belegten, dass die Verabreichung von in Zuckerwasser getränkten Schnullern die Schmerzäußerungen von Säuglingen bei “kleineren” Prozeduren wie Blutentnahmen, Infusionen – oder eben auch Beschneidungen – verringert.

Schlussfolgerung einer Studie: “Zucker auf einem Schnuller ist eine billige und effektive Methode zur Schmerzausschaltung bei Säuglingsbeschneidung, wenn ein DPNB [Methode zur lokalen Betäubung des Penis] nicht erwünscht ist.” (Warum sollte ein DPNB eigentlich “nicht erwünscht” sein?)

Dem wurde schon immer entgegengehalten, dass verringerte Schmerzäußerung nicht identisch mit verringertem Schmerzgefühl ist. Es ist bekannt, dass Saugen eine Reflexreaktion von Babys auf unangenehme Stimuli ist, weil das schmerzliche Hungergefühl beim Trinken an der Brust aufhört. Je schlimmer der Schmerz, desto verzweifelter (nicht etwa begeisterter!) nuckeln sie, auch wenn es ihnen gar nicht hilft. Gleiches gilt im übrigen für mit Wein getränkte Stofftücher, ob nun koscher oder nicht…

Die neue Studie verfolgt die revolutionäre Idee, die Auswirkungen des Zuckerwassers nicht anhand der subjektiven Schmerzäußerungen, sondern anhand der objektiven physiologischen Reaktionen auf den Schmerz zu bewerten.

Und jetzt endlich “weiß” man, was man schon immer hätte wissen können: Zuckerwasser bringt gar nichts. Weder für die Blutentnahme, noch für die Infusion und am allerwenigsten natürlich bei einem chirurgischen Eingriff wie einer Beschneidung.

Die neue Schlussfolgerung: “Die Wirkung von Zucker [...] sollte nicht als Schmerzausschaltung interpretiert werden.”

Was skalpellwetzende amerikanische Ärzte aber sicherlich nicht daran hindern wird, besorgten amerikanischen Eltern noch viele Jahre lang zu versichern, dass ihr “all american baby boy” selbstverständlich für seine ihn noch amerikanischer machende Beschneidung in den Genuss von “Schmerzmanagement” kommen wird – um dann hinzugehen und dem armen kleinen Kerlchen hinter der verschlossenen Tür lediglich einen Zuckerwasserschnuller in den Mund zu stecken. Aber wenigstens muss der hochkonzentriert arbeitende Herr Doktor sich dann nicht so anstrengen, um das Geschrei auszublenden. Und vielleicht fällt ja auch die Lüge leichter, dass der Kleine ein echter, tapferer Indianer war, der keinen Mucks gemacht hat – wobei die Amerikaner wörtlich allerdings nicht “Indianer” sagen, sondern “trooper”, also “Soldat”…

So, nachdem das geklärt ist, wer nimmt sich nun des nächsten Mythos an, dass nämlich Säuglinge, die bei der betäubungslosen Beschneidung vor Schmerzen in eine Schockstarre fallen, den Eingriff angeblich “friedlich verschlafen” haben?

Buben-Beschneidung boomt in Österreich, nicht aber in den USA

So einfach könnte man einen Artikel der oberösterreichischen Nachrichten zusammenfassen.

Natürlich werden auch von den Österreichern wieder sämtliche Klischees bedient, seien sie noch so falsch oder gar albern. So wird etwa behauptet, in Afrika seien rund 90 Prozent der männlichen Bevölkerung unabhängig von der Religionszugehörigkeit ohne Vorhaut. Eine stolze Zahl, für die es natürlich keinerlei Belege gibt.

So wird etwa die Leiterin der Kinderurologie der barmherzigen Schwestern in Linz zitiert, wonach Eltern einem solchen Eingriff immer aufgeschlossener gegenüberstünden. Wider dem gesunden Menschenverstand ist hier gar von einer Indikation aus hygienischen und präventiven Gründe die Rede. Eine medizinische Indikation ist das nämlich nicht. Besonders barmherzig handeln die Schwestern dort alsoin Zeiten von Wasser und Seife nicht.

Gleichzeitig gibt es Berichte, wonach die Beschneidungsrate in den USA stark rückläufig sein soll. Eine komische Welt. Was ist nur bei unseren südlichen Nachbarn los?

Zwangsbeschneidung ist wie eine Impfung

Die zwangsweise oder “routinemäßige” Beschneidung nichteinwilligungsfähiger Jungen beispielsweise im Säuglingsalter wird in weiten Telen Europas als unethisch angesehen. In den USA dagegen ist so etwas noch an der Tagesordnung, obwohl auch dort der Trend eindeutig ist und immer mehr Eltern ihre Söhne nicht auf derart grausame Art und Weise und ohne ausreichende Schmerzausschaltung verstümmeln lassen.

Gelegentlich findet man im Internet jedoch Menschen, die Vergleiche ziehen, die schlichtweg an der Realität vorbeigehen. Etwa der Vergleich zwischen Impfungen und verstümmelnden Eingriffen an den Penissen Neugeborener. Ihre Begründungen sind schwach, fehlerhaft, frei erfunden oder schlichtweg nicht vorhanden.

Dr. Brian Morris aus Australien ist so einer. In der Beschneidungsfetischisten-Szene sind seine “Ratgeber” für Eltern und Jugendliche sehr gefragt, ansonsten hört eigentlich niemand auf den Unsinn, den Herr Morris so verbreitet. Nur am Rande sei erwähnt, dass er nicht Doktor der Medizin ist, er ist Molekularbiologe.

Er philosophiert über das “richtige Alter” bei der Beschneidung und darüber, dass Eltern ja jedes Recht hätten, für ihre Kinder in solche unnötigen Eingriffe einzuwilligen, die rein ethisch mit Impfungen zu vergleichen sind.

Und schon sind wir beim Thema Impfungen. Diese sind wichtig, keine Frage. Aber der Kinderdoc ist bei Youtube auf ein Video gestoßen, dass so einige Fragen offen lässt. Die medizinische Assistentin bezeichnet er – durchaus zutreffend – als Metzgergehilfin und schon allein die Anzahl der unmittelbar aufeinanderfolgenden Impfungen als übertrieben.

Ich maße es mir totzdem nicht an zu behaupten, dass diese durchaus belastende Art des Impfens ethisch mit der Verstümmelung von Säuglingen vergleichbar ist. Letzteres ist nämlich eindeutig noch viel grausamer.

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