“Heutzutage [sei] es egal, ob man beschnitten ist”, hat ein Besucher dieser Seite ins Gästebuch geschrieben (der Beitrag wurde zwischenzeitlich wegen anderer beleidigender Äußerungen gelöscht). “Heutzutage sei Beschneidung keine große Sache mehr”, ließt man gelegentlich in Eltern- oder Medizinforen im Internet, wenn unaufgeklärte Väter, Mütter und Betroffene nachplappern, was sie irgendwo gemeint gehört zu haben.
Aber was ist “heutzutage” anders als “damals”? Die Beschneidung wird “heutzutage” ambulant durchgeführt, hört man immer wieder. Und eine Vollnarkose gibt es auch.
Ambulante Operationen sind so eine Sache. Da geht es nicht darum, dass der Eingriff besser oder einfacher ist, sondern nur darum, dass er billiger ist, die postoperative Überwachung iat nur noch mangelhaft, wenn der Patient aufgewacht ist, dann wird er nach Hause geschickt. Der Patient liegt im Aufwachraum einer Arztpraxis oder irgendwo auf einem Klinikflur, nicht aber “auf Station”, wo sich der Patient noch ein paar Stunden erholen kann und ein Fachmann noch einmal untersuchen kann, ob z. B. kein Blutverlust eingetreten ist. Ansonsten ist da nichts anders als bei einer stationären Operation. Und eine vernünftige Schmerzausschaltung hat es vor 20 Jahren auch schon gegeben. Vor 50 Jahren auch. Und vor 100 Jahren auch. Das hierzulande verwendete Operationsverfahren ist ebenfalls über 100 Jahre alt.
Dieses “heutzutage” muss also eine andere Bedeutung haben. Vielleicht war Beschneidung “damals” eine schlimme Sache? Vielleicht aber ist es auch so, dass es “heutzutage” anerkannte operative wie nichtoperative Alternativen zur Behandlung von Vorhautverengung gibt. Da muss man sich als aufgeklärter Mensch doch eigentlich gar keine Gedanken mehr über Beschneidung machen? Es sei denn man selbst hat ein Problem mit seiner Beschneidung, die “damals” durchgeführt wurde. “Wäre ich heutzutage operiert worden, dann wäre mir das nicht passiert”. Aber das ist ein Trugschluss. Dies nur mal als kleinen Denkanreiz für den Besucher, der diesen Gästebucheitnrag hinterlassen hat. Und für die Eltern, die behaupten,”heutzutage” sei das alles kein Problem mehr.