Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte hat eine Pressemitteilung herausgegeben.
Diese Pressemitteilung enthält viel Wahres, aber auch eine ganze Menge Unsinn. “Vorhautverengungen müssen unbedingt korrigiert werden”, heißt es da zum Beispiel. Darüber kann man streiten, denn meistens verschwinden solche Vorhautverengungen im Laufe der Entwicklung von Jungen ganz von selbst. Gemeint sind wohl überwiegend die seltenen Fälle, die aufgrund von Verletzungen oder krankhaften Hautveränderungen entstehen. Davon jedoch ist in dem Artikel nichts zu finden.
“Phimose-Operation findet in der Regel zwischen dem vierten und sechsten Lebensjahr statt”, schreibt der Verband. Das ist leider richtig, nur aus rein psychologischer Sicht so ziemlich der ungünstigste Zeitpunkt, den man sich vorstellen kann. Wenn es keinerlei Komplikationen gibt, ist dieser Zeitpunkt jedenfalls auch viel zu früh.
Und da haben wir ihn, den Teufelskreis. Ein zumeist nicht behandlungsbedürftiger Zustand wird als gefährlich dargestellt und es wird ein viel zu früher Behandlungszeitpunkt benannt, ohne zu erwähnen, dass dieser Zeitpunkt äußerst umstritten ist.
Zu einem ganz anderen Ergebnis kommt die Zeitschrift Baby und Familie:
“Eine Operation ist nur nötig, wenn Jungs durch die Vorhautverengung Probleme beim Wasserlassen oder bei der Erektion haben. Ärzte beheben die Engstelle meist durch eine OP, bei der die Vorhaut erhalten bleiben kann.”
Das hört sich zwar schon viel besser an, nur leider entfernen die meisten Ärzte bei solchen Operationen dennoch die Vorhaut teilweise oder vollständig, und das obwohl dies meist nicht notwendig ist. Und was “Probleme beim Wasserlassen” sind, wird leider auch nicht weiter ausgeführt.
2 thoughts on “Zwei Halbwahrheiten sind nicht die ganze Wahrheit”
13. Dezember 2010 at 2:00
“weisen Experteneinschätzungen zufolge diese Präputialverklebung auf.” -Welche Experten denn bitte, die das schätzen-überprüfen dieses Leute eigentlich den bockmist auch, denn sie da verfassen.
Die Zahlen stammen doch von Gairdner 1949 oder nicht?
Die leitlinien Fassung 2008 sagen wirklich, das die Mehrheit der Jungen irgendwannzwischen 3 und 5 Jahren eine reponible vorhaut hätten. Dass ist natürlich falsch.
50/50 mit 10 und 11, mit 15 85% und mit 16/17 circa 95%
Die Leitlinien zitieren da nur eine Tertiärquelle, ein Urologiebuch, und woher die dieses werte hat kann ich mir schon denken.
Aber:Die Leitlinien 2008 sagen gar nicht darüber aus, dass eine nicht-reponible Vorhaut krankhaft sei, oder bis zu einem gewissen Zeitpunkt behoben werden müssen.
Selbst nach den Leitlinien gillt, Keine beschwerden-keine Krankheit-Keine Behandlung-egal wie alt.
Vielleicht sollten wir bei Zeiten mal eine Alternative Leitlinie erstellen….
Das ließe sich machen
Samir
13. Dezember 2010 at 2:25
Phimose-Operation findet in der Regel zwischen dem vierten und sechsten Lebensjahr statt”, schreibt der Verband. nur aus rein psychologischer Sicht so ziemlich der ungünstigste Zeitpunkt, den man sich vorstellen kann. Wenn es keinerlei Komplikationen gibt, ist dieser Zeitpunkt jedenfalls auch viel zu früh.
Ja auch aus physiologischer Sicht, denn in diesem Alter, und da sind ALLE STUDIEN; über die Entwicklung der pysilogischen Phimose mehr oder weniger konform-ist eine physiologische Phimose -normal und die Regel. Bis zum Alter mit 10/11 sind die Jungs mit nicht-reponibler Vorhaut in der Überzahl.
Ich kann mich nur immer wieder wiederholen, jeder der mit der materie vertraut ist, weis dass wenn dass Durschschnittsalter 4-6 beträgt für eine der häufigsten operation für eine der seltesten Krankheiten, die in diesem Alter der normalzustand ist-dann heißt das, dass zwangsläufig Jungen grundlos operiert werden
Manchmal habe ich wirklich das dumpfe Gefühl die wollen uns für dumm verkaufen, und bleiben stur bei ihrem phimose -muss- operiert- werden-bis zum Schulalter Dogma-wider sämtlicher gegenbeweise aus nunmehr über 42 Jahren.
[ Ironie an:
Wie lief denn damals 60er /70er/ 80er -der Zeit also wo unseren heutige Oberartz-generation ausgebildet wurde das Medizinstudium ab? Doktor Bibber spielen? Diagnostizieren wie "malen nach Zahlen"? Ironie aus:]