Wenn man – wie etwa pro familia – Straßenumfragen zu unangenehmen Themen macht, trifft man auf Stereotype, auf Klischees. Es ist fast vorhersehbar, was man in diesem Beschneidungsvideo der ganz besonderen Art zu hören bekommt.
Die Hauptdarsteller:
- Der scheinbar Gleichgültige, der in Wirklichkeit nicht genau weiß, worum es eigentlich geht.
- Die (Vorsicht: Ironie!) ‘erfahrene’ Mutti, die genau zu wissen glaubt, was eine Phimosenverengung (!) ist und einen leicht glasigen Blick bekommt, wenn ihr (oh Wunder) schließlich doch noch das Wort Luststeigerung im Zusammenhang mit der Amputation der Penishaut über die Lippen kommt
- Der Unreligiöse
- Der Religiöse, der ernsthaft glaubt, dass ‘Gott’ (der den Mann nach seinem Ebenbild und mit Vorhaut erschaffen haben soll) sich “dabei” (also beim Abschneiden derselben) etwas gedacht haben muss
- Der wirklich Gleichgültige
- Der Afrikaner, der es nicht anders kennt und diesen Unsinn für wichtig hält und dessen Argumentationsniveau nur knapp an das von vierjährigen Kindergartenkindern heranreicht.
- Und die gackernden Hühner, für die man sich eigentlich fremdschämen müsste: So frei nach dem Motto, wenns nicht gut wäre, würds ja keiner machen.
Bitteschön, eine Umfrage, die fast sehenswert wäre, wenn sie nicht diese ganzen merkwürdigen Klischees bedienen würde: Link zu Sextra
Danke, pro familia, ich find den Film klasse!
4 thoughts on “Die Straßenumfrage”
14. Februar 2010 at 9:20
Noch besser finde ich allerdings das Video zur weiblichen beschneidung:
https://profamilia.sextra.de/pages/sextra/informatives/videos/medizinisches/beschneidung-bei-frauen-was-halten-sie-davon_2.html
Ich habe das Gefühl das manche der Leute auch was passenderes zum Thema Beschneidung beim Mann gesagt hätten.
14. Februar 2010 at 21:54
Da wäre ich mir nicht so sicher. Die Ignoranz und Doppelmoral, mit der an weibliche / männliche Genitalverstümmelung herangegangen wird, ist erschreckend. Und die, die am engagiertesten gegen Frauenbeschneidung sind, sind oft die schlimmsten (weil diese Grausamkeit ja Ü-BER-HAUPT NICHT mit der harmlosen bis – sexuell und auch ansonsten – vorteilhaften Jungenbeschneidung zu vergleichen ist…).
14. Februar 2010 at 23:33
@ Stardust:
In dieses Horn stößt auchder Kommentar des Kölner Stadtanzeigers:
“Am Samstag begeht die Welt den “Internationalen Tag gegen die Mädchenbeschneidung”. Letzteres ist ein euphemistischer Begriff für Genitalverstümmelung. Es gibt keinerlei Vorzüge und keinerlei Rechtfertigung, an dieser Tradition festzuhalten. Das unterscheidet sie grundsätzlich von der Beschneidung von kleinen Jungs, die man befürworten oder ablehnen kann.” -> Linkl
Es ist also _grundsätzlich_ etwas anderes, wenn ein afrikanischer Junge unter Schmerzen die Penisvorhaut mit einer dreckigen Rasierklinge abgesäbelt bekommt, als wenn einem Mädchen die Klitorisvorhaut unter ähnlichen Bedingungen weggeschnitten wird.
Naja grundsätzlich ist dieser Winter ja wohl auch viel zu warm. Oder täusch ich mich da?
15. Februar 2010 at 16:17
“Das unterscheidet sie grundsätzlich von der Beschneidung von kleinen Jungs, die man befürworten oder ablehnen kann.”
Das ist aber doch immerhin schon ein Fortschritt. Dass es legitim ist, die bekanntermaßen beste Erfindung seit geschnitten’ Brot abzulehnen, meine ich, und nicht ein sicheres Indiz für Geisteskrankheit, latenten Antisemitismus und ähnliche umschmeichelhafte charakterliche Gebrechen.
Der Artikel hat noch so ein paar Perlen:
“Menschenrecht gilt auch für Mädchen”
AUCH für Mädchen. Aha. Und für wen noch? Für Jungs jedenfalls nicht…
“Die Beschneidung von Mädchen stellt immer und überall Körperverletzung dar – und beweist, dass es keine regional abgestufte Gültigkeit der allgemeinen Menschenrechte geben darf.”
Nach Region darf man also nicht abstufen, aber nach Geschlecht durchaus?
Manchmal wundere ich mich, dass nicht viel mehr Köpfe explodieren angesichts all der Absurditäten, die in ihnen als “vollkommen logisch” gedacht werden.