Die ‘Badische Zeitung‘ berichtet über eine ‘Heldenverehrung’ ganz besonderer Art: Hakan und Yunus wurden vor etwa einem Jahr – wie es so schön verharmlosend heißt – zum Mann gemacht.
Ihr Cousin Yusuf “will auch beschnitten werden!”, dies sagte er damals, vor einem Jahr, jedenfalls. Yusuf war erst neulich dran und die Zeitung zitiert die recht diabolischen Ansichten eines oder gar seines unvernünftigen Arztes. “Kein Problem” sei das für Kinder, “manchmal sogar notwendig” und setzt sich dabei über grundsätzliche ethische Bedenken hinweg. Und auch ansonsten greift er in die argumentative Trickkiste. Angeblich schützt dieser Ritus gar vor Krebs. Wissenschaftliche Beweise? Fehlanzeige.
Yusuf aber geht es besser als seinem Großvater, dem wurde die Vorhaut nämlich noch ohne Betäubung mit der Rasierklinge abgeschnitten und die Wunde dann mit verbrannter Kuhscheiße eingerieben. Beschreibungen, die der normale, zivilisierte Mitteleuropäer ansonsten nur mit der zu Recht kritisierten Mädchenbeschneidung in Afrika und Asien in Verbindung setzt.
Apropos Wunde, die muss Yusuf natürlich zeigen. Den Tanten und Onkels, den Cousins und Cousinen, die bringen dafür Geld und Geschenke. Pläne für die Zukunft hat der Sechsjährige auch schon gemacht. “Ich brauche nicht mehr arbeiten zu gehen, ich zeige jedem meinen Pipi und kassiere”.
Normal ist das nicht.
12 thoughts on “Der Berufswunsch eines Sechsjährigen”
16. Februar 2010 at 21:22
Die Badische Zeitung hat für ihren “tollen” Artikel ganz offensichtlich ordentlich auf die Mütze bekommen.
Jedenfalls sind auf der Webseite jetzt nicht weniger als 4 Leserbriefe zum Thema aufgetaucht. Bis auf einen schlagen sie alle in “unsere” Kerbe.
http://www.badische-zeitung.de/meinung/leserbriefe/ein-verstoss-gegen-den-hippokratischen-eid
http://www.badische-zeitung.de/meinung/leserbriefe/es-ist-auch-im-juristischen-sinn-koerperverletzung
http://www.badische-zeitung.de/meinung/leserbriefe/diese-darstellung-verharmlost-die-wirkung
http://www.badische-zeitung.de/meinung/leserbriefe/was-meint-die-autorin-genitalverstuemmelung
Die eine Ausnahme echauffiert sich darüber, dass im Infokasten Mädchenbeschneidung “nur” als umstritten und nicht als abgrundtief-verachtenswert-und-von-keinem-zivilisierten-Menschen-der-diese-Bezeichnung-verdient-akzeptierbar bezeichnet wird. Die Dame – tatsächlich sind alle 4 Briefe von Frauen – hat den Kasten allerdings nicht ganz richtig verstanden. Es ging hier offensichtlich zunächst einmal um die religiöse (Un)Umstrittenheit der Praktiken und ist insofern korrekt: Während Jungenbeschneidung bis auf (noch) wenige rebellische Ausnahmen als ordnungsgemäße islamische und jüdische Praktik angesehen wird, gibt es bei Mädchenbeschneidung neben der Ablehnung als “unislamisch” eben auch nach wie vor Auslegungen, in denen Mädchenbeschneidung ein selbstverständlicher Teil des islamischen Glaubens ist, der auch erbittert verteidigt wird, ob uns “zivilisierten” (?) Menschen das nun passt oder nicht. Sie steht ja nun mal auch in einer “Empfehlung des Propheten”, genau wie die Jungenbeschneidung. Warum die eine Empfehlung “ernst genommen” während die andere als “unislamisch” abgeurteilt wird, konnte mir noch niemand schlüssig erläutern…
Aber alles in allem ist das auf jeden Fall eine erfreuliche Entwicklung. Die Jungsverstümmler bekommen immer mehr Gegenwind!
17. Februar 2010 at 18:04
Dazu kommt noch das es sich bei den ersten beiden Leserbriefen um Ärztinnen handelt. Zwar wohl nicht dem entsprechenden Fachgebiet aber immerhin.
24. September 2010 at 0:04
Lieber Stardust,
“Jeder vierte. Also 25.000 von 100.000. Muslimisch + Phimose, was nach vernünftigen Schätzungen die häufigsten Gründe in Deutschland sind. Was ist also mit den restlichen 75.000? Wohl kaum alles Juden. Sonstige beschneidende Kulturen wie USA, Afrika, Philippinen, Südkorea? Oder hirnrissige Deutsche, die glauben, die amerikanische Routinebeschneidung nachmachen zu müssen?”+
Das “jeder Vierte” bezog sich jeder Vierte in Deutschlanfd lebender Junge wird entwender wegen der Religion der Eltern oder fragwürdiger und oftmals gröblichst falscher verfrühter medizischen Infdikation beschnitten werde. In Deuschland werden rund 400000 männliche Kinder geboren, dementsprechend würden die angeblichen 100000 25% ausmachen damit wäre jeder vierte.
Aber diese angeblichen 100000 Zirkumzisionen sind vollkommen aus der Luft gegriffen und genauso starker Tobak wie der ganze Artikel. Aus dem Artikel geht noch nicht mal hervor ob der oben gen. Arzt wirklich der operateur war oder nicht. Das sind einfache Behauptungen um die Sünnet zu verharmlosen , mit der unterschwelligen Botschaft : “dass machen so viele dass muss ja harmlos sein.”
12. Juni 2013 at 8:42
Normal ist das für uns Mitteleuropäer sicher nicht und ich distanziere mich von sowas. Aber es wird noch eine Weile dauern, bis diese alte Rituale endlich der Vernunft weichen werden.