Die linksliberale Presse bejubelte die Entscheidung des Höchsten Gerichtshofes von Malawi, Popstar Madonna die Adoption der dreijährigen Chifundo “Mercy” James zu erlauben, als Sieg des Kindeswohls über “bürokratische Bedenkenträger und kleinliche Prominenteneifersucht”.
Sicherlich lebt es sich in einem extrem wohlhabenden westlichen Haushalt besser als in einem malawischen Waisenhaus. Aber die Frage, inwieweit das kleine Mädchen bei einem sprunghaften, viel reisenden und von Paparazzi verfolgten Superstar tatsächlich die erwünschte Liebe und Nestwärme einer Familie erleben wird, wird nicht gestellt.
Aber immerhin droht Chifundo im Gegensatz zu ihrem ebenfalls aus Malawi stammenden Adoptivbruder David in Madonnas Obhut keine Genitalverstümmelung. Dieser Gefahr wäre allerdings keines der Kinder in ihrem Ursprungslandland ausgesetzt gewesen, denn Malawi ist eines der wenigen afrikanischen Länder, das traditionell seine Mädchen nicht, und seine Jungen nur zu einem geringen Prozentsatz verstümmelt (und Davids leiblicher Vater hat sich gegen Beschneidung ausgesprochen).
Allerdings ist genau aus diesem Grund Malawi eines der Hauptziele der wahnwitzigen Kampagne “(Jungen)Beschneidung gegen HIV”. Und das, ob wohl dort beschnittene Männer häufiger mit HIV infiziert (13,2 %) sind als nicht beschnittene (9,5 %)…
Hoffen wir für alle in Malawi verbleibenden Jungen, dass die Vernunft siegt und man bei den alten, humanen Traditionen bleibt – und für Chifundo, dass Madonna nach der jüdischen Kabbalah nicht irgendwann dem archaischen Zauber ostafrikanischer Bräuche verfällt…
3 thoughts on “Ein intaktes Kind für Madonna”
29. Juni 2009 at 2:40
Madonna soll sich ja als Jugendliche gegen die katholische Erziehung ihrer Eltern aufgelehnt haben. Ich frage mich wie ihr Sohn reagiert wenn er als Jugendlicher in eine nachdenkliche Phase gerät und sich die Berichte um seine Adoption durchliest.
Wurde David eigentlich beschnitten?
Im Internet habe ich bisher nichts dazu gefunden.
1. Juli 2009 at 20:20
“Madonna soll sich ja als Jugendliche gegen die katholische Erziehung ihrer Eltern aufgelehnt haben.”
Heißt es nicht, dass Eltern dazu verdammt sind, genau die Fehler zu wiederholen, die sie als Kinder bei ihren eigenen Eltern am meisten gehasst haben?
Ansonsten ist fraglich, inwieweit sie Beschneidung überhaupt aus demselben Blickwinkel betrachtet wie eine strikte katholische Erziehung. Immerhin ist es ja nicht nur ein religiöses Symbol, sondern, wie wir alle wissen [Achtung, Ironie!] zieht sie die Frauen an wie der Honig Bienen, stellt sicher, dass er jede Menge Oralsex kriegen wird, macht Sex noch 1000 Mal besser, als er sowieso schon ist und schützt ihn ganz ohne Kondom vor HIV, sonstigen Geschlechtskrankheiten, Tuberkulose und der Beulenpest. Also keine (sexuelle) Unterdrückung des Kindes, kein Aufdrücken der eigenen Vorstellungen, sondern seine Befreiung zu seinem wahren Potential!
Ob Madonna wohl jemals davon gehört hat, dass Beschneidung in den USA ursprünglich zur Bestrafung und Erschwerung von Masturbation eingesetzt wurde? Ob das ihre Meinung ändern würde?
“Wurde David eigentlich beschnitten?
Im Internet habe ich bisher nichts dazu gefunden.”
Mir ist auch nichts dazu bekannt. Mit der Petition ist es bemerkenswert still geworden um diese Angelegenheit. Sofern Madonna etwas von den negativen Stimmen mitbekommen hat, wäre sie ja auch schön blöd, eine stattgefundene Beschneidung noch an die große Glocke zu hängen.
Promis sind mit sowas sowieso gern verschwiegen. Klar, wer will auch schon, dass die Welt weiß, wie es um die Genitalien des Sohnes steht… Vielleicht ist es manchen auch ein bisschen peinlich. Schön wäre es, wenn wir eines Tages dahinkämen, dass sie es verschweigen, weil es so geächtet ist.
Wer strunzdumm-oberflächlich um Aufmerksamkeit heischt, macht aber auch mal ein ziemliches Brimborium darum. Z.B. mit Angeberei über die ach-so-cool-unverklemmten penisförmigen Luftballons bei der Bris-Party für den Sohnemann – die ja so eine “süße Erfahrung” war. Für den Jungen wohl kaum…
http://poponthepop.com/2008/02/05/penis-balloons-are-perfect-for-circumcisions/
Vielleicht stelle ich irgendwann mal eine “Hall of Shame”- und eine “Hall of Fame”-Reihe in Bezug auf Stars und Beschneidung ins Blog. Interessanterweise wäre erstere eher weiblich, letztere männlich geprägt…
13. April 2010 at 23:28
[...] Was ist mit den afrikanischen Ländern, in denen Frauenbeschneidung nie existiert hat? Haben die etwa eine höhere Beschneidungsrate bei den Frauen? Und was ist mit den ganzen [...]