Wie erst kürzlich in Artikeln von The Times und Maidenhead Advertiser publiziert wurde, verblutete bereits im Februar 2007 ein 9 Wochen altes Baby nach einer nicht medizinisch indizierten Beschneidung in einer englischen Klinik – keine 14 Tage, nachdem ebenfalls in England ein zwei Wochen alter Säugling nach einer rituellen Beschneidung an Herzversagen gestorben war.

Die Hintergründe dieses tragischen Endes eines kaum begonnenen Lebens offenbaren dabei ärztliche Schlamperei und Verantwortungslosigkeit – aber auch fragwürdige Entscheidungen von Seiten der Eltern.

Celian Noumbiwe wurde von einem der Ärzte Dr. Raj Sharma and Dr. Ali Asghar operiert, die behaupten, bereits mehr als 1000 Beschneidungen durchgeführt zu haben. Offenbar zu viel der Routine – sie hielten es nicht für nötig, mit den Eltern des kleinen Patienten persönlich zu sprechen und überließen es einer Krankenschwester, Fragen zu beantworten. Sie untersuchten Celian nach der Operation auch nicht mehr, da es keinerlei Komplikationen gegeben habe und es nichts gegeben habe, was ihnen Sorgen machte.

Das Informationsmaterial, das den Eltern vom Celian übergeben wurde, enthielt keinen Hinweis auf die Möglichkeit von postoperativen Blutungen. Stattdessen stand darin, dass die Windel nach der Operation mindestens vier Stunden nicht gewechselt werden dürfe. Dies macht eine Früherkennung von Blutungen unmöglich. Selbst bei häufigem Wechseln der Windeln ist das problematisch: Die modernen, saugstarken Windeln können die tatsächliche Menge des verlorenen Blutes verschleiern.

Als Celians Eltern schließlich seine Windel abnahmen und eine “sehr große Menge Blut für so eine kleine Person” entdeckten, gerieten sie in Panik und versuchten mehrfach, die auf dem Informationsblatt angegebene Notrufnummer anzurufen – doch dieser Anschluss war inzwischen abgeschaltet worden. Da es Celian zwischenzeitlich angeblich gut ging, riefen sie erst am nächsten Morgen ihren Hausarzt an. Es war jedoch zu spät, um den Jungen zu retten – er starb kurze Zeit später im Krankenhaus.

Es handelt sich offensichtlich um einen skandalösen Fall von ärztlicher Schlamperei, aber auch das Verhalten der Eltern wirft Fragen auf. Warum sind sie, nachdem die Menge an Blut sie in Panik versetzt hatte und die Notrufnummer nicht funktionierte, mit dem Baby nicht umgehend in ein Krankenhaus gefahren? Wo war ihr gesunder Menschenverstand, wo war die Sorge und das Bedürfnis, auf “Nummer Sicher” zu gehen, das Eltern normalerweise antreibt? Fühlten sie sich vielleicht schuldig, dass sie diese medizinisch unnötige Operation an ihrem Sohn hatten durchführen lassen, und wollten dies nicht vor anderen Ärzten offenbaren, die keinen florierenden und offenbar nicht nach Gründen und Indikationen fragenden “Beschneidungsservice” unterhalten?

Celian könnte noch leben, wenn seine Eltern anders reagiert hätten.

Celian könnte noch leben, wenn die Notrufnummer funktioniert hätte.

Celian könnte noch leben, wenn die Eltern korrekte Informationen über Komplikationen und die postoperative Phase erhalten hätten.

Celian könnte noch leben, wenn die Ärzte sich mehr Zeit genommen hätten, ihre Pflicht zu erfüllen.

Nach der Meinung eines Beschneidungsbefürworters wäre es auch dann nicht zu dieser Tragödie gekommen, wenn seine Eltern nur den richtigen Zeitpunkt für die Operation gewählt hätten: Beschneidung am achten Lebenstag sei sicher, und nur an diesem Tag, schreibt er in einem Kommentar zum Times-Artikel.

Fehlerhafter Information, menschlichen und technischen Versagens sowie irrationalen Aberglaubens ungeachtet:

Celian würde noch leben, wenn er gar nicht erst beschnitten worden wäre.

Related Blogs