Das Wort ‘Beschneidung’ scheint negativ besetzt zu sein, es erinnert an Frauenbeschneidung und ähnliche Grausamkeiten. Krankenhäuser und Ärzte nutzen dafür zumeist andere Begriffe. Zirkumzision zum Beispiel, oder um scheinbar weniger Fremdworte zu nutzen ist einfach die Rede von der operativen Behebung des Phimosenbefundes. Das ist zwar das gleiche, der Betroffene oder seine Eltern haben nun aber gar keine Chance mehr, zu erfahren, was der Arzt da wirklich machen möchte – es sei denn sie fragen ganz genau nach.
Ganz genau nachfragen sollte man vielleicht auch beim Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Die veröffentlichen Statistiken in denen alle Eingriffsarten ganz genau aufgeführt werden. Zum Beispiel erfährt man, dass im Jahr 2007 119 mal eine Holmium-Laser-Enukleation der Prostata durchgeführt wurde, oder im Jahr 2006 ganze 1026 Radikale Prostatektomien. 2006 gab es dann aber noch etwas: 203 ‘Einigriffe am äußeren Genital’. Auch das dürfte so eine Umschreibung für eine Beschneidung sein. Warum spielt man eigentlich nicht mit offenen Karten?
3 thoughts on “Umschreibung”
24. November 2008 at 20:11
“Eingriffe am äußeren Genital” – tja, was kommt denn da noch in Frage? Hypospadie? Epispadie? progrediente Phimose (den Begriff hab’ ich grad’ eben erfunden – mal seh’n, wer ihn abkupfert).
Hamburger Kliniken – Gutes Stichwort! Ich suche da gerade nach einer, in der die Ärzte offenbar Probleme hatten, ein Baby von einem Reptil zu unterscheiden.
Ja ja, auch sowas gibt’s …
24. November 2008 at 22:10
Interessant, ich habe auch schon die genau entgegengesetzte Argumentation gehört: Dass man Weibliche Genitalverstümmelung auf keinen Frauenbeschneidung nennen sollte, weil dies ja Assoziationen zu dem kleinen, harmlosen, ja sogar gesundheitlich und sexuell vorteilhaften Eingriff bei Jungen hervorrufen würde und somit FGM http://i.ixnp.com/images/v3.57/t.gifinakzeptabel und unangebracht bagatellisiert würde.
Schätze, es kommt ganz auf den eigenen Standpunkt an…
Interessant auch, dass es im Englischen gar kein anderes Wort als das medizinisch-korrekte Zirkumzision – circumcision gibt. Ggf. kann man noch schlicht cutting, Schneiden, sagen, aber das ist natürlich sehr beliebig. Der englische Sprachgebrauch definiert somit ganz klar die Form der Operation, nämlich die UMschneidung von Eichelvorhaut beim Jungen und Klitorisvorhaut beim Mädchen. Inzision – incision, also EINschneidung, und Exzision – excision, also AUSschneidung, sind davon ganz klar getrennt. Alles zusammen kann im Deutschen meiner Ansicht nach unter dem allgemeinen Begriff BEschneidung zusammengefasst werden.
“Progrediente Phimose” – hmm, das ist wohl eine “fortgeschrittene Phimose”. Stellt sich die Frage, WAS da fortgeschritten ist. Vielleicht der natürliche Ablösungs- und Weitungsprozess? Mit anderen Worten hieße das: Schnell operieren, bevor die Phimose ganz weg ist.
Meine “Lieblingsindikation” ist aber nach wie vor das “redundant prepuce”. Heißt nix anderes als “zu viel Vorhaut” (nach wessen Definition?), klingt aber so schön medizinisch und gruselig. Auf Deutsch könnte man vielleicht Präputielle Redundanz sagen.
25. Dezember 2010 at 19:22
Da ich auch sehr lange-ganze Nächte mit dem Studiem sogenannter Qualitätsberichte verbracht habe-weiß ich nur zu gut wie verwirrend diese berichte sein können.
Unterschiedliche Begrifflichkeiten-je nach Jahr des Berichts[ Definitionen werden jährlich geändert] und nach Krankenhaus
Unterschiedliche Eingriffe in unterschiedlichen Departments Abteilungen ect.
Außerdem überprüft niemand nach ob die Ärzte auch wirklich die Terminologie verstehen die sie gebrauchen.
5-640.3 Zirkumzion
und 5640.2 Frenulums oder Präputiumplastik -was verstehen die darunter?-eine partielle Zirkumzision?
Stardust schrieb vor 2 Jahren:
“Heißt nix anderes als “zu viel Vorhaut” (nach wessen Definition?), klingt aber so schön medizinisch und gruselig.”
Definition?-Das ist genau der springende Punkt. Nach welcher Definition, laut welcher “neutralen” Studie ,auf welche Wirkungsweise ? Diese Fragen können wir , was den Tehmenbereich dieses Blogs anbelangt mit einem Wort beantworten: KEINER.- Kaum etwas in Medizinischen Bereich in Deutschland rund vum Vorhaut und Circumcisio hat irgendeine wissenschaftliche Grundlage-bsp.
Die verschiedenen “DEAD-LINES” wären so ein Beispiel-alle Studien über die Inzidenz einer non-reponiblen Vorhaut kommen zum selben Schluss: Vor dem Alter von 10-11 Jahren sind Jungs mit einer nicht reponiblen Vorhaut in der Mehrheit, erst ab 10 -1 Jahren wird 50%/50% Schwelle erreicht, die 90% “Schwelle” wird erst mit 16 ahren erreicht. Man vergleiche diese Werte mit dem “50% der 1-Jähigen, 90%-der 3 Jährigen” Mythos!!!
Ist lesen eigentlich zu viel verlangt für die Deutsche Ärzteschaft?
oder “rezividierende Harntraktinfektionen” als Indikation zur Zirkumzision.
rez. Harntraktinfektion sind Folge von Missbildungen des Harntrakts, die Vorhaut hat damit nicht zu tun.
Daüberhinaus gibt es keine einzige klinische Studie, noch nicht mal einen anekdotischen Beleg darauf, dass nach einer Zirkumzision eine rezividierende Harnteaktinfektion zurückginge.
Eine Beschneidung hat ungefähr die gleiche Heilwirkung gegen Kopfschmerzen wie gegenüber rezividierenden Harntraktinfektionen -keine.
Ich hoffe, dass mehr und mehr Leute aufwachen und begreifen, dass die Medizin-zumindest im deutschsprachigen Raum, keine Wissenschaft per se ist, und nicht nach wissenschaftlichen Normen arbeitet, sondern mehr eine Meinugs-basierte, auf Überlieferung nicht-hinterfragter Dogmen und Lügen beruhender “Kult” ist.